andi & fl2

Da das FL-I doch sehr gut gelungen ist und ich dann das Angebot von einem hervorragendem 12-Zoll Spiegel entdeckte, entschloss ich mich den Spiegel zu kaufen und noch ein etwas kleineres - und hoffentlich leichteres - zweites Teleskop zu bauen und natürlich auch zu Ehren des Jahres der Astronomie 2009!
Der Fangspiegel hat einen Durchmesser von 63mm, welches aus meiner Sicht ein absolutes Minimum ist. Erste Beobachtungen haben aber gezeigt, dass für reines Beobachten der Durchmesser genügt. Durch den niedrigen Okularauszug, denke ich eine optimale Mischung zwischen Obstrusion und Austrittspupille gefunden zu haben. Für Fotos wäre der Fangspiegel Durchmesser wohl zu klein, für's fotografieren habe ich das Teleskop jedoch auch nicht gebaut, ich habe deshalb auch ein Helikalauszug verwendet. Ein Bino kann so sicher nicht verwendet werden - hab's ausprobiert :-(
Aber dafür hab ich mir einen Koma-Korrektor zugelegt und hätte nicht gedacht, dass das noch soviel bringt. Da die Balance wirklich auch bei diesem Teleskop "Bottom-Heavy" ist, ist auch das doch stolze Gewicht des zusätzlichen Koma-Korrektors kein Problem.
Die tiefere Zeniteinblick Höhe erlaubt es nun auch kleineren Personen die Sterne im Zenit zu bestaunen - ohne Leiter ;-)
Ich bin sehr stolz auf dieses zweite Teleskop. Nun ziert es auch den Hintergrund dieser Homepage!

Komplette Bildergallerie

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Die Bauzeit

Auch diesesmal bin ich "strikte" nach der "Bibel" (Berry/Kriege 'The Dobsonian Telescope') vorgegangen und habe mein Fokus v.a. auf folgende Punkte gelegt: Des weiteren habe ich mir eine kleine Werkstatt im Keller aufgebaut und konnte so fast jederzeit an den Teilen bauen. Auch meine Wohnung wurde in die Bautätigkeit natürlich 'gut miteinbezogen'.
Da es ein kleineres Instrument geben sollte als das FL-I, beachtete ich bei diesem Teleskop die "Reisefähigkeit" resp. wie gut sich das Teleskop verstauen liess nicht. Ich konzentrierte mich diesesmal ganz auf das Design und die Konstruktion. So lässt sich beim FL-II der Hut nicht in der Mirror-Box verstauen.
Auch dem FL-II habe ich natürlich ein vergoldetes Beschriftungstäfelchen verpasst. (siehe Bild oben links) Alle Holzteile habe ich mit einer Dickschicht-Lasur gestrichen. Die Farbe wäre 'teak', ein Freund von mir meinte aber es sähe mehr wie 'kackbraun' aus. Richtig lustig sieht es dann erst beim "Scheissdeckel" (Spiegeldeckel Schutz für die Mirrorbox) aus. Ich vermute ich habe die Lackierung zu dick aufgetragen und deshalb ergibt sich dieser "Farbeffekt" :-)
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Der Hut

Der Hut besteht nur aus einem Mono-Ring aus 12mm Feinschichtsperrholz und ich habe dann doch wieder die praktische "Perforierung" am Ring vorgenommen. Diesmal nicht mit der Absicht Gewicht einzusparen, aber weil sich die Löcher wirklich ideal eignen um eben einen Streulichtschutz anzubringen und ich wollte meinem Design treu bleiben ;-) Das Focuserboard ist in 5mm Aluminium gebaut, da es einerseits wieder ein tragendes Element wie auch ein verbindendes Element ist. Diese Teile wie auch der Okularauszug liess ich anfertigen resp. kaufte ich ein. Die Beschläge für die Tubusrohre habe ich jedoch selber angefertigt (ebenfalls aus Profilalu).
Auch hier hat sich die AVT (Andi-Verbindungs-Technik ;-) wieder bestens bewährt. Die Spinne, sowie Fangspiegel und Fangspiegelhalterung sind spezial gefertigt resp. eingekauft. Man beachte das es sich hier um eine dreiarmige Spinne handelt. Bei der Fangspiegelhalterung musste ich nur noch die Justierschrauben durch Rändelschrauben ersetzen und so ist es mir möglich ohne Werkzeug die Kollimation vorzunehmen. Der Streulichtschutz besteht wieder aus Kydex und kann einfach am Ring des Hutes befestigt werden.
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First-light vom Küchentisch über die Stadt

Der Tubus

Der Tubus ist ein Rohrtubus aus sechs Aluminium Rohren. Somit verzichte ich auf "die Socke". Ich habe zwar versucht eine zu schneidern, aber es blieb beim Versuch. Mit entsprechenden Kydex-Einlagen wird "die Socke" ev. was. Ist aber noch in Arbeit. Bis jetzt hatte ich auch nicht dein Eindruck, dass sich das Bild wesentlich beeinträchtigt ohne die Socke. Die Rohre sind standard Alurohre mit 20mm Durchmesser und 1,5mm Wandstärke. Sobald die Beschläge angezogen sind, erweist sich der Tubus als äusserst steiff und stabil.
Einzig die Rohre mit den Enden zu dem Focuserboard musste ich mit einer M4-Gewindestange versehen, damit sie "verklemmt" werden können. Ansonsten sind die Rohre an den Enden einfach abgesägt und geschleift.
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Lakierte Stahlteile
(mitte Fokuserboard)
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Schweisser-Rahmen
für Hauptspiegelzelle
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Fehlerhafte Zelle
mit falschen Trägern
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Fertige HS-Zelle
mit Trägerring

Die Hauptspiegelzelle

Hierbei handelt es sich um eine 18-Punkt Hauptspiegelzelle - ich weiss das ist etwas übertrieben für ein 12" Spiegel, aber es macht Eindruck :-) Für diese Zelle liess ich die Edelstahlteile anfertigen. (Immerhin selber berechnet und gezeichnet). Den Rahmen (Hauptträger) liess ich dann noch schweissen und konnte so die HS-Zelle fertigstellen. Ich wollte sie zuerst natürlich mit drei kleineren Trägern bauen, machte jedoch den Fehler, dass ich im Rahmen keine Gewinde gebohrt habe (für Justierschrauben) sondern Löcher :-(
Ich musste daher dann die HS-Zelle so umbauen, dass ich doch eine Federlagerung machen konnte, und machte dann einen Trägerring aus 15mm Feinschichtsperrholz und fixierte darin die M8 Justierschrauben.
Nach allem Aufwand muss ich klar sagen, dass ich eine HS-Zelle nicht mehr selber bauen würde. Preislich hätte ich vermutlich für das ausgegebene Geld 2 Hauptspiegelzellen nach Mass fertigen lassen können. Des weiteren bin ich sehr gespannt, wie sich der "Sling" bewährt im Gebrauch des Teleskops. Der Spiegel ist relativ schwer und hat leider keine "senkrechte" Wand sondern verläuft konisch. So dass der Sling nicht wirklich "gerade" auf dem Spiegel liegt. Erste Tests haben mir gezeigt, dass es doch relativ gut klappen sollte.
Mein Ziel - die Konstruktion einer Hauptspiegelzelle im Detail zu verstehen - habe ich jedoch definitiv erreicht.
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Mirror-Box mit und ohne "Scheissdeckel"

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Die Mirror-Box

Die Mirror-Box ist aus 7.5mm dickem Feinschichtsperrholz (Seiten) und oben in der Dicke von 12mm gefertigt. An der Rückseite habe ich noch ein "Zierbrett" für die Beschilderung gemacht (das ist die einzige Verzierung am Teleskop). Alles andere ist 'funktional'. Zuerst dachte ich, die Mirror-Box müsste ich zweimal bauen. Das Holz war extrem stark verzogen, nachdem ich es einige Monate im Keller hatte. Als ich die Mirror-Box zusammen geleimt habe, war sie völlig "aus dem Winkel", schief und ich dachte ich müsste sie erneut bauen - doch oh Wunder übernacht fügte sich die Box ihrer Form und wurde akzeptable in den rechten Winkel gerückt. :-)
Den zweiten Schock hatte ich, als ich merkte, dass ich bei der Konstruktion für die Breite der Mirror-Box einen Fehler machte. Die Spiegelzelle war schon gefertigt (34cm breit) und die Mirror-Box war aber innen 35,5cm breit. Ich konnte das Problem jedoch elegant lösen, indem ich dann an der Innenseite zusätzliche "Verstärkungen" machte :-) und so die Innenbreite der Box reduzierte - besser so als andersrum :-)
Nun passten HS-Zelle und Mirror-Box zusammen. Die Höhenräder haben einen Durchmesser von 40cm und sind aus Resten vom 24mm Feinschichtsperrholz gefertigt. Man beachte den "drei Speichen" Look :-). Die Höhenräder sind problemlos von Hand demontierbar mit den grossen M8 Rändelmuttern.
Irgendwann habe ich auch rausgefunden, dass mein Spiegel nicht wirklich zentrisch zur Mirror-Box ist - uff, ein weiterer Fehler! Ich merkte es auch daran, dass ich den Spiegel für die Kollimation übermässig nach vorne Kippen musste. Ich ging auf Fehlersuche und würde in den Konstruktionsplänen fündig. Diesmal habe ich korrekt ausgeführt aber bei den Zeichnungen einen Fehler gemacht. Zum Glück war die Abweichung des Fehlers wieder so gross, dass ich in der HS-Zelle versetzt neue Löcher bohren konnte und nur das "letzte" Loch an der Mirror-Box im Holz versetzen musste. Der aufmerksame und geneigte Beobachter des Teleskops entdeckt diesen "Makel".
Den Balancepunkt hatte ich wieder mächtig falsch kalkuliert und auch ausgemessen. Die ersten gebohrten Löcher sind mind. 1,5cm zu hoch. Da ich die Ecken der Mirrorbox wieder mit Aluwinkelprofilen verstärkte, bohrte ich 1cm tiefer nochmals Löcher. Jetzt ist das Teleskop mit dem grossen Streulichtschutz perfekt in Balance. Ich überlege mir gar noch weitere Löcher zu bohren. Glücklicherweise werden die Löcher von den Höhenrädern abgedeckt, so dass von aussen nichts sichtbar ist :-) Daneben bietet das Teleskop so einen "variablen" Balancepunkt!
Ich wundere mich fast selber, dass bei all den Fehlern doch noch ein brauchbares Teleskop entstanden ist :-D
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Rocker-Box mit
(einklappbarem) Okularhalter
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Teflon Lager

Die Rocker-Box

Die Rocker-Box ist aus 15mm Feinschichtsperrholz gefertigt und im "üblichen" Lochdesign gestaltet. Auch hier hab ich wieder einen Okularhalter angebracht, welcher einfach eingesteckt werden kann und am FL-I oder FL-II eingesetzt werden kann. Dieser hat sich als so praktisch erwiesen, dass ich am FL-I sogar einen zusätzlichen angebracht habe :-)
Das Azimutlager der Rocker-Box ist diesmal ein Teflon-Ebony-Lager von Beginn an. Ich habe mir zwar ein Rollenlager gekauft, dieses aber nicht eingebaut. Einerseits war auch die Rockerbox extrem "verzogen" (Holz wurde vermutlich nicht genug getrocknet vor der Verarbeitung) und leider hat sich die Rockerbox nicht übernacht so gut ihrer Form gefügt wie sie das hätte müssen. Das Rollenlager zeigte so ein extremes Spiel auf. Da ich noch Ebony und genügend Teflon hatte, entschloss ich mich für ein solches Lager. Jetzt ist es ein Top-Lager und man spürt nix mehr von dem verzogenen Rockerboxboden.
Die Füsse der Rockerbox habe ich diesemal "hart" gebaut (am FL-I verwendete ich 50mm Türstopper). Die Füsse sind aus Holz und zusätzlich verwende ich Schrauben (Inox/M8) als ersten Kontakt zum Boden. So ergibt sich ein "rock-solid" Unterbau für das Teleskop und es ist sehr leicht nachzuführen und zeigt kaum ein Spiel auf.
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Zubehör

Zum Zubehör gehört ein Streulichtschutz und die Fangspiegel-Kappe. Dazu noch die Tubusrohrstangen-Tasche. Alles selber genäht ;-) Auf dem Bild nochmals der schöne "Scheissdeckel", deshalb der Name, weil die Farbe so schön ist und der Knopf mehr gekostet hat als das Holz vom Deckel!
Ich habe auch noch einen kleineren Streulichtschutz gemacht, dieser ist aber leider zu leicht. Das Teleskop ist dann nicht mehr so perfekt ausbalanciert wie mit dem grossen.
Durch Einsatz des Koma-Korrektors kommt der kleiner Streulichschutz wieder ins rennen, da bei "Vollbepackung" (also Koma-Korrektor, schweres Okular plus Streulichtschutz) die Balance am Kippen ist...
Alles in allem für mich ein absolut gelungenes und schönes Teleskop. Ich habe nur schon riesen Freude wenn ich ein Bild kriege und es scharf stellen kann :-D. Der Spiegel ist der Hammer! Er bringt sehr ähnliche Bilder zu Nachte wie das FL-I! Ev. ist das auch nur eine subjektive Erfahrung ;-)